Dienstag, 6. Dezember 2011

III. Entscheidung für Stuttgart

Lediglich ein Jahr verbrachte die Familie Porsche in Wien. Ferrys Vater beendete den Vertrag bei Steyr als Folge des New Yorker Bankencrashs, denn dadurch ging in Österreich die "Boden-Credit-Anstalt" Konkurs und dies war sozusagen die Hausbank Steyrs. Nun erfolgte eine Umstrukturierung des Betriebs und der Handlungsspielraum von Senior Porsche wurde erheblich eingeschränkt, was diesem laut Ferry überhaupt nicht passte und die Beendung des Vertrags mit Steyr nach sich zog.


Ich habe ein wenig recherchiert um den Wahrheitsgehalt der von Porsche geschilderten Verhältnisse zu testen und muss sagen, soweit ich es überprüfen konnte stimmen seine Angaben zu 100%
INFO Black Thursday(24.10.29)

(Quelle: Wikipedia)
Nun eine stellte sich für Senior Porsche und somit auch für die ganze Familie die Frage, was nun?
Es lagen zwar Angebote von Skoda und General Motors vor, aber Ferdinand Porsche entschied sich dafür sich selbstständig zu machen und sein eigenes Kunstruktionsbüro zu gründen! Dazu zog er treue Wegbegleiter von früher,zB. Karl Rabe, (war Kunstrukteur bei Austro-Daimler und Steyr) und übernahm bei Porsche die Stelle des Chefkonstrukeurs, er war ein genial Mann, so Porsche. Karl Rabe begleitete Ferry als Chefkonstrukteur bis zu seiner eigenen Pensionierung und war somit massgeblich an der Entwicklung der Marke Porsche beteiligt.

Links Porsche Senior, rechts Karl Rabe.

So wurde am 25 April 1931 die Dr.Ing.h.c.F.Porsche GmbH Kunstruktionen und Beratungen für Motoren- und Fahrzeugbau in Stuttgart gegründet.
Gründe für Stuttgart:
*Zentrale Lage in Europa
*Viele Autowerke in der Nähe die als potenzielle Kundschaft in Frage kamen
+In Villa Porsche am Feuerbacher Weg konnte wieder eingezogen werden.


Ich finde, hier sieht man, dass Herr Porsche ein Händchen für Personal hatte und dem Know-How und dem Standort des Unternehmens einen hohen Stellenwert gab. Was sich auszahlte und durch die gesamte Geschichte Porsches zieht.

Für Ferry gab es noch einen zusätzlichen Grund, vielleicht, nein, ganz sicher der wichtigste: Er traf in Stuttgart seine zukünftige Frau Dorothea Reitz, von ihm "Dodo" genannt.

Zurück zum "Team Porsche"
Es stiess nun noch Ferrys Schwager, welchen ich in einem früheren Post kurz erwähnte, Dr. Anton Pïech hinzu. Dieser übernahm die rechtlichen Affären. Später werden wir erfahren, dass Pïechs dritter Sohn mit Louise Porsche entscheidend beim Hause Porsche mitwirkte, und dies bis in die heutige Zeit.

Ferry beshreibt den Zeitpunkt als eine gänzlich neue Phase seines Lebens.
Er beschreibt wie er von Anfang an am Reisbrett konstruierte, womit er bei jeglichen Aktionen der Firma beteiligt war.
Vor der Gründung schon waren nun bereits Aufträge in Aussicht, von der Firma Wanderer(->später Teil der Auto-Union AG ->Audi), sowie einen Entwurfsauftrag von Zündapp, welcher eine gewisse Vorform des "Volksautos" war, so Ferry.
Doch auch NSU liess eine Weiterentwicklung des Zündapp Modells nicht bauen, das für NSU entwickelte Modell hiess Porsche Typ 32.
Die Ähnlichkeiten zum Käfer sind unverkennbar. Die Marke, respektive DER Volkswagen, musste sich mit seiner Premier zuerst noch ein wenig gedulden.
Eine wichtige Aussage von Senior Porsche die er zu Ferry einmal machte war:"Weisst Du, im Grunde ist alles schon einmal dagewesen, man muss nur richtig suchen"
Denn bei vielen sogenannten technischen Neuerungen findet man etwas vergleichbares, dass schon mal da war. Jedoch vielleicht der Zeit um einiges voraus.

Nun erhält Senior Porsche im Jahre 1932 ein extrem interessantes Angebot, wie ich finde. Getarnt als "Informationsreise" in die Sowjetunion wurde Porsche eingeladen. Er trat die Reise an welche ihn unter anderem in wichtige Zentren des Fahrzeug/Flugzeugbaus sowie in eine riesige Traktorfabrik führte. Hier wurde klar, dass die UdSSR keineswegs so rückständig war, wie allgemein geglaubt.
Nun wurde ihm am Ende der Reise ein verlockendes Angebot gemacht: Generaldirektor für Entwicklung und Konstruktion der sowjetischen Fahrzeugindustrie inkl. üppigem Gehalt sowie diversen zusätzlichen Vorteilen.
Porsche lehnte jedoch ab, für ihn schien eine Hürde unüberwindbar: Die Sprache.

Ein extrem interessanter Kommentar von Ferry wie ich finde! Einen so wertvollen Mann wie Porsche inklusive Familie zu "importieren"? Vielleicht witterte die Regierung ja bereits den Krieg und wollte kompetente Leute suchen.

Wieder zurück in Stuttgart, Programm war immernoch Porsche Typ 32 für NSU.
Dieser war mit einem neuen Element, welches als wichtiger Schritt in der Automobilindustrie bezeichnet wird: Die Drehstabfederung
Eine andere Art der Federung eines Autos, bei welcher nicht eine Feder oder Stahlplatten eingesetzt wird sondern ein "Drehstab". Vorteile in Platznutzung!
(Wurde unter anderem auch im Porsche 911 bis Jahrgang 1989 eingesetzt!)

In diesem Kapitel waren wieder enorm viele Infos sowohl zu Fahrzeugen, den damaligen Umständen, der allgemeinen Lage in Europa, dem Privatleben Porsches sowie natürlich der Firma Porsche selbst enthalten. Mich beeindruckt die Spannbreite und ich freue mich auf die nächsten Kaptitel.
War einer der folgenreichsten Börsencrashs der Geschichte der Weltweit Folgen nach sich trug, so auch in Europa, hier bezeichnet man ihn jedoch als "schwarzen Freitag", weil es zeitverschoben (New York / Zürich 6h Unterschied) eintraf.

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