Freitag, 23. Dezember 2011

IV. Ein neues Rennwagen-Konzept

Die deutsche Automobilindustrie hatte 1932 ihren Tiefstand erreicht. Produktionszahlen sanken um fast die hälfte, von 62'536 Fahrzeugen auf 43448
Aufwärts ging es jedoch bereits 1933 wieder, neuer Reichskanzler: Adolf Hitler.
Bereits bei der Eröffnung der Internationalen Automobil- und Motorradaustellung im Februar 1933 hatte er Schritte zur Förderung der deutschen Automobilindustrie angekündigt. Ziel war die "Volksmotorisierung", der breiten Masse das Automobil verfügbar zu machen.
1. Massnahme: Steuerbefreiung für alle ab 1. April neu zugelassenen Personenwagen.(Fahrzeuge die vor diesem Datum angemeldet wurden konnten durch eine einmalig Gebühr von der KFZ-Steuer befreit werden)
2. Massnahme: Ausbau und Instandsetzung des deutschen Strassennetzes, sowie der geplante Bau der Reichsautobahnen.
Dies Massnahmen schlugen an, 1933 erreichte der Wert mehr als das doppelte des Vorjahrs, 92'226 Einheiten.

Hier der Link zu einem Video auf Youtube, welches Hitlers erste Rede als Reichskanzler beinhaltet.

http://www.youtube.com/watch?v=T_5eOH9K4EU

Die Rede hielt er am 10. Februar 1933. Ich denke man sieht die grosse Zustimmung unter seinen Anhängern und was die heikle Situation Deutschlands(wirtschaftlich und sozial) ausgelöst hat im Bezug auf "Kampfeswillen". Man sieht auch, dass Hitler ein hervorragender Redner ist, bzw. das Publikum von Anfang an fesseln konnte. Anfangs, so denke ich, konnte man auch nicht ahnen zu was für üblen Taten dieser Mensch in der Lage ist/war.

Ein interessanter Kommentar von Ferry, er schreibt: "Das Jahr 1933 brachte aber noch eine Veränderung für unser junges Unternehmen, Adolf Rosenberger, der Geschäftsführer unserer Firma, wollte ausscheiden und Deutschland verlassen. Rosenberger war Jude und sah selbstverständlicherweise unter dem neuen politischen System keine Zukunft mehr für sich in Deutschland. Da wir nicht gerade mit grossen Kapitalreserven gesegnet waren, mussten wir jemanden finden, der an Stelle von Rosenberger bereit war, sich bei uns zu engagieren. Für Rosenbergers Wunsch hatten wir vollstes Verständnis....Adol Rosenberger wurde dann zu allem Übel noch ins Gefängnis gesperrt,und wir mussten unsereren ganzen Einfluss aufwenden, um ihn wieder frei zu bekommen, was uns schliesslich auch gelang. Rosenberger wanderte dann nach Amerrika aus, wo er unter einem anderem Namen lebte. Er ist inzwischen verstorben" (Zitat: Kapitel IV.)

Ich denke was Porsche erzählt, stimmt zu grossen teilen, Porsche wird ihn nicht daran gehindert haben, zu gehen und hatte seine Fähigkeiten sicherlich geschätzt.
Nun habe ich jedoch ein wenig recherchiert, weil mir die Aussage bezüglich der Befreiung Rosenbergers als sehr löblich vorkam und ich dies bestätigen wollte.
Wikipedia verrät mir nun aber Folgendes: Als Jude wurde er am 5. September 1935 wegen Rassenschande verhaftet und am 23. September aus dem Pforzheimer Untersuchungsgefängnis an der Rohrstraße direkt ins Konzentrationslager Kislau eingewiesen. Vier Tage später wurde er entlassen – Ferdinand Porsche und sein Sohn Ferry sollten später behaupten, dies sei auf ihre Intervention geschehen. Rosenberger alias Robert selbst widersprach später dieser Darstellung....1936 emigriert Rosenberger in die USA, änderte dort seinen Namen in Alan Arthur Robert und baute sich in Kalifornien eine neue Existenz auf. Seine Firmenanteile von 15 Prozent tritt er 1935 zwangsweise an den jungen Ferry Porsche ab. Nach dem Krieg forderte Rosenberger von Porsche eine Abfindung in Höhe von 200.000 DM, schließlich einigte man sich auf einen Vergleich von 50.000 Mark plus einem Auto. Rosenberger, bzw. Robert starb 1967. (Quelle: Wikipedia)
Ganz so friedlich lief es also nicht ab, Rosenberger bestätigte also Ferrys Intervention nicht, wobei ich denke, es wäre wohl schwierig gewesen für Rosenberger als Jude, ohne die Hilfe einflussreicher Leute, aus diesem KZ entlassen zu werden.
Die Forderungen nach Kriegsende hatten es ja auch in sich. Somit weiss ich offen gestanden nicht wem ich Glauben schenken soll, sie vielleicht?

Nun aber zu einem anderen, für die Firma Porsche extrem wichtigen Auftrag.
Die international Sportkomission in Paris verkündete im Oktober 1932 eine neue Grand Prix-Formel. Also Bedingungen, die ein Grand Prix-Auto erfüllen musste um starberechtigt zu sein. Grand Prix ist vergleichbar mit der heutigen Formel 1, sprich die Königsklasse.
Ein wichtiger Punkt war der Motor, diesem waren fast keine Einschränkungen gegeben. Man wollte die schnellsten und besten Rennautos dieser Zeit sehen.
Das Konstruktionsbüro machte sich an die Arbeit und entschied sich für einen 4.4 Liter V16 mit Kompressoraufladung(Ferdinand hatte ja bereits bei Mercedes erheblich Erfahrungen bzgl. Kompressoraufladung gesammnelt), der so ausgelegt war, dass er bis auf 6 Liter Hubraum erweitert werden konnte. Der Auftraggeber? Die Auto Union AG.

Exkurs Auto Union AG

Die Auto Union AG war ein deutscher Automobilkonzern, der durch den Zusammenschluss der Unternehmen Audi, DKW, Horch und der Automobilabteilung von Wanderer entstand. Sie wurde am 29. Juni 1932 rückwirkend zum 1. November 1931 gegründet. Das Firmenzeichen der vier verschlungenen Ringe symbolisiert den Zusammenschluss der vier Unternehmen, die in dem neuen Konzern aufgingen. Die Marken blieben aber eigenständig. Allein die zwischen 1934 und 1939 entwickelten Grand-Prix-Rennwagen trugen ausschließlich den Namen „Auto Union“

(Quelle: Wikipedia)


Nun war also die Auto Union AG ein Unternehmen frisch zusammengeschlossen und musste selbstverständlich beweisen, wie gut es war! Es gab nur eine Möglichkeit, die Grand Prix Rennen.
Nun barg das Projekt abr viele finanzielle Risike, auch für das Konstruktionsbüro der Porsches, in einer schwierigen Zeit(Machtwechsel, Finanzkrise). Deshalb wurde 1932 die "Hochleistungs-Fahrzeug-Bau GmbH (HFB)" gegründet. Ein geschikter Schritt meiner Meinung, denn sollte das Projekt fehlschlagen würde lediglich diese Firma zugrunde gehen, nicht aber das Konstruktionsbüro selbst.

Entscheidend für das Zustandekommens des Vertrages mit der Auto Union AG war, dass sie die Subventionen bekam, die Hitler als statliche Beihilfe zur Förderung des deutschen Automobilssports in Aussicht gestellt hatte.
Die deutsche Regierung wollte natürlich mit den internationalen Gran Prix-Rennen durch Siege Ansehen das Ansehen der deutschen Technik im In- und Ausland fördern.

Somit wurden also Ferdinand Porsche und die Auto Union AG bei Hitler vorstellig. Hitler hatte eigentlich die Absicht gehabt lediglich Daimler-Benz zu unterstützen, da diese bereits Erfolge im internationalen Rennsport vorweisen konnten. Diesen Nachweis war aber auch Senior Porsche in der Lage zu bringen. (Man erinnere sich an die Zeit bei Daimler-Benz...)
Somit erhielt Daimler-Benz 500'000.-, die Auto Union 300'000.- Reichsmark.
Damit waren aber die beiden Firmen von vornherein zu Konkurrenten geworden.
1934 war die Summe gleich gross, je 300'000 Mark und 1935 wurde auf 400'000 Mark erhöht und es wurden zusätzlich Erfolgsprämien ausbezahlt.
Die Subventionen machten aber laut Ferry nur ein Fünftel des Aufwandes auf.

Nun wurde als der Auto-Union-P-Wagen (P für Porsche) gebaut.

Er sollte in diversen Modifikationsstufen zu einem der erfolgreichsten Rennautos der Geschichte werden.

Ferry schilder anschliessend diverse technische Neuerungen die der Wagen besass und zeigt somit auch sein technisches Verständnis auf. Als jüngster hatte er es jedoch immer schwer, mit seiner Meinung auf Gehör zu stossen wie er erzählt.
Aber auch Testfahrten durfte er durchführen und entdeckte dabei sein Flair für den Motorsport. Zeitweise träumte er auch davon professioneller Rennfahrer zu werden, sein Vater schlug ihm diesen Gedanken in Hinsicht auf seine Karriere als Konstrukteur jedoch schnell wieder aus.
Das Auto stellte übrigens schon bei den Versuchsfahrten auf der Berliner AVUS Rennstrecke gleich 3 neue Weltrekorde auf.
1 Stunde bzw. 200 Km mit 217 km/h und 100 Meilen mit 216km/h.

Er erzählt zudem wie ihm eine gewisse Intuition, welche er besass, stehts half die Probleme ein wenig anders anzupacken als die Anderen. Als bei einer Testfahrt einmal nicht die gewünschten Zeiten zustande kamen bemerkte Ferry, dass der Motor vom Klang her zu hoch drehte. Und so war es auch, der Drehzahlmesser war falsch übersetzt. Obwohl der Motor über 7000 Umdrehungen pro Minute machte, zeigte der Drehzahlmesser die gewünschten 4500 U/M an. Somit fuhren die Rennfahrer nach dem Drehzahlmesser zwar um richtigen Bereich, aber der Motor drehte zu hoch und gab nicht die gewünschte Leistung ab.

Nun gewann der Wagen gleich im ersten Jahr seines Einsatzes (1934) drei Grand-Prix Siege! Den grossen Preis von Deutschland auf dem Nürburgring, von der Schweiz auf der Bremgarten-Rundstrecke bei Bern (!) und von der Tschechoslowakei auf dem Masarykring bei Brünn.

Der Auto Union-Rennwagen startete also seine Erfolgreiche Karriere gut. Doch dem Ingenieurteam Porsche war nun eine neue, sehr wichtige Aufgabe gegeben worden, der absolute Priorität zukam : sie sollten den Volkswagen entwickeln.

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