Mittwoch, 28. Dezember 2011

VI. Rosemeyer verunglückt

Für die Porsches beginnt das Jahr 1938 mit einem traurigen Erlebnis. Bernd Rosemeyer verunglückt bei Rekordfahrten auf der Frankfurter Autobahn tödlich. Besonders Ferdinand traf der Tod Rosemeyers tief, sie pflegten ein laut Ferry sehr persönliches Verhältnis.
Die Rekordfahrt war auch die erste ohne Anwesenheit der Porsches, da sie ja nun bei Mercedes unter Vertrag standen. Ferry sagt, dass Senior Porsche Rosemeyer wohl nicht hätte starten lassen an diesem Tag. 1. Die neu entwickelte Karosserie-Variante für Rekordfahrten war sehr seitenwindempfindlich.(Das hatten die Porsches im Windkanal im alten Jahr noch getestet) 2. An diesem Tag herrschten auf der A5 Windböen, die laut Porsche eine sichere Fahrt verunmöglichten.
Klar, die Aussage Ferrys kann man nicht überprüfen, möglich und denkbar ist sie auf jeden Fall.

Der scharfe Konkurrenzkampf zwischen Daimler-Benz und Auto Union und der neulich von Caracciola aufgestellte Rekord plus die Berliner Automobilaustellungen waren jedoch Gründe, die die Rekordfahrt befürworteten. Einen Rekord über Mercedes aufzustellen wäre exzellent gewesen.

Beim Unfall hatte den damals 28-jährigen Rosemeyer eine seitliche Windböe erfasst und auf den Grünstreifen zwischen den Fahrbahnen der Autobahn gedrängt, (Leitplanken gab es zu dieser Zeit natürlich noch nicht). Dieser Versuchte durch Gegensteuern und Bremsen den Wagen wieder auf die Spur zu bringen. Leider endete dieser Versuch in einem über 400 Meter langen Todesflug mit diversen Überschlägen. Rosemeyer wurde herausgeschleudert und war auf der Stelle tot.

Würdigungen: Ein Bernd-Rosemeyer Mahnmal am Unfallort. Rastplatz Bernd Rosemeyer auf der Gegenüberliegenden Seite. Verschiedene Strassen mit dem Namen "Bernd-Rosemeyer-Strass, (u.A. in Lingen seinem Heimatort und nahe den Audi Werken in Ingoldstadt). Audi benannte im Jahr 2000 eine Konzeptstudie eines Superspotwagens mit Ähnlichkeit zum V16 nach Rosemeyer.
Ausserdem wurde Rosemeyer noch zu Lebzeiten zum Hauptsturmführer in der SS ernannt, ohne jemals dort aktiv zu sein. Lediglich seine Rennerfolge bescherten ihm diesen Titel.


Designstudie Rosemeyer inkl. V16 Motor.













Am 13. März 1938 erfolgte "der Anschluss Österreichs". Wie ich herausgefunden habe, wird als Anschluss Österreichs oder kurz „Anschluss“ der Einmarsch deutscher Wehrmachts-, SS- und Polizeieinheiten in Österreich am 12. März 1938 und die darauffolgende De-facto-Annexion Österreichs durch das nationalsozialistische Deutsche Reich bezeichnet.

26. Mai 1938: Grundsteinlegung des Volkswagenwerks durch Hitler inklusive grossangelegter Feier.
Zu aller grosser Überraschung benannte Hitler den VW nun in "KdF-Wagen" um. Für Ferry unverständlich, hatte der VW doch in diversen Pressen schon anklang gefunden und unter Volkswagen respektive "Peoples Car" konnte man sich etwas Vorstellen. KdF-Wagen? Beudeutung: "Kraft-durch-Freude", wie die Organisation der deutschen Arbeitsfront hiess, die an Stelle der Gewerkschaften getreten war.
Und gerade im Ausland war der Name wohl äusserst merkwürdig, obwohl die Einnahme von Devisen doch extrem wichtig war.


Ferdinand Porsche erläutert Hitler an einem Modell den Volkswagen.


Hitler (vorne rechts) wird von Ferry in einem VW-Cabriolet nach den Feierlichkeiten von Wolfsburg zum Bahnhof Fallersleben chauffiert. Im Fond: Ferdinand Porsche und Robert Ley (Chef der deutschen Arbeitsfront).

Ferry beschreibt wieviele Blumensträusse in den Wagen flogen und wie sehr Hitler die Zustimmung im Volk genoss. Das was Hitler bei der Grundsteinlegung zum VW-Werk sagte, liess laut Ferry viele aufhorchen, in der Hoffnung, dass sie doch sehr bald zu einem eigenen Auto kommen würden.
Ein Sparheft, dass man mit Marken im Wert von 5.- Reichsmark zukleben musste, bis die 990.- zusammengespart waren und der VW wirklichkeit.

Die vielen Bildern mit Hitler im selben Wagen bescherten dem jungen Ferry übrigens auch viele Briefe und Heiratanträge. Er musste die jungen Damen natürlich enttäuschen, da er ja bereits verheiratet war und am 5. Juni kam Ferrys zweiter Sohn, Gerhard Anton auf die Welt. Hier sieht man wiederum die grosse Zustimmung für den Anführer des deutschen Reichs zur damaligen Zeit.

Die Porsches waren übrigens in dem getummel der Nazi-Mengen stehts die einzigen nicht in Uniform. Was die Neutralität (soweit möglich) der Porsches wiederspiegelt.

Mit den neuen Aufgaben war nun also das Konstruktionsbüro erheblich gewachsen... von Anfangs 12 Personen waren nun über 100 geworden.
Ausgangsort für Versuchsfahrten war seit 1936 Stuttgart-Zuffenhausen, Spitalwaldstrasse 2. Von einer bescheidenen Baracke war diese Niederlassung zu einem ansehnlichen Werk umgebaut, sodass der gesamte Betrieb dorthinzog, auch die Fertigung von Fahrzeugen war nun möglich. Heute steht dort Porsche Werk 1.
Hier wurden auch die gerade verpflichteten amerikanischen Spezialisten untergebracht, solange das VW-Werk noch nicht fertig war.

Inzwischen hatten die Porsches von Hitler einen neuen Auftrag erhalten, der sich ja stark für die Technik interessierte, insbesondere für den Auotmobilbau.
Hitler wollte die Landwirtschaft motorisieren. Hitler schwebte sozusagen ein "Volkstraktor" vor, der auch für kleinere Höfe finanzierbar wäre. Es sollte eine Art Universalgerät sein, also nicht nur einen Pflug schleppen können.
Die Porsches hatten schon im Jahr 1937 mit einem solchen Projekt begonnen, dem Porsche Typ 110. Dies zeigt mir, das die Porsches ein Näschen hatten, was neuen Projekte anbelangt.

Hitler hatte übrigens vorgeschwebt, die VW-Werke "Porsche-Werke" zu nennen, Ferrys Vater lehnte ab.

Daimler-Benz hatte nun ein neues Projekt für die Porsches angekündigt, den absoluten Geschwindigkeitsrekord für Automobile nach Deutschland zu holen.

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