Samstag, 26. November 2011

Einschub "Henry Ford"

Ihre Aussage bzgl. Herrn Ford hat mich überrascht und neugierig gemacht, Henry Ford, Erfinder des Model T's, amerikanischer Pionier im Automobilbau ein Antisemit?

Was ich rausfand übertraf jedoch meine Erwartungen, begründete sogar Fords "Vorwissen" bezüglich des 2. Weltkriegs.


Nicht nur war Ford ein extremer Antisemit, der ab 1919 acht Jahre lang in seiner eigenen Zeitung, selbstgeschriebene antisemitische Texte veröffentlichte, nein er war massgeblich an der Aufrüstung des Nationalsozialismuses beteiligt!
1938 beispielsweise wurde in Berlin ein Werk von Ford in Betrieb genommen, welches nur LKW's für die Wehrmacht produzierte. Insgesamt 38'000 LKW's und 14'000 Kettenfahrzeuge wurden für die Wehrmacht geschaffen!
Doch nicht genug, Ford erhielt 1983 die höchsten Auszeichnungen von Hitler, die ein Ausländer in Deutschland erhalten konnte, das Adlerschild des Deutschen Reiches und das Grosskreuz des Deutschen Adlerordens.

Auf dem Bild wird ihm gerade das Grosskreuz verliehen.

In Hitler der NSDAP Parteizentrale hing sogar ein grosses Portrait von Ford und 1931 bezeichnete in Hitler einmal als seine Inspiration! (wahrscheinlich auch, oder gerade vorallem, im Bezug auf seinen Antisemitismus)

Für mich war diese Erkenntnis ein wenig schockierend und zugleich wurde mir klar warum Ford 1937, als die Porsches sein Werk besuchten, ohne jeden Zweifel bereits den Krieg in Europa sah! Er hatte bestimmt schon Vertäge mit Hitler bzlg. Fahrzeuglieferung abgeschlossen und vielleicht wusste er ja auch noch mehr...
Ferry Porsche erwähnte diesen Zusammenhang von Ford und dem Nationalsozialismus in seiner Autobiographie natürlich in keiner Weise. Denn es schmälert Fords "voraussehende Prognose" und seine Person selbst um vieles.
(Hauptquelle:Wikipedia)

Samstag, 12. November 2011

I. Es wird Krieg geben / II. Die Welt war noch in Ordnung


I. Es wird Krieg geben

Ferry Porsche beginnt seine Biographie mit einer imponierenden Begegnung die er 1937 in den Vereinigten Staaten von Amerika erlebt hat. Sein Vater nahm den damals 28-jährigen Ferry mit auf die Reise, wo man einem der damals schon grössten Automobilhersteller der Welt einen Besuch abstattete: Henry Ford
Mich hat hierbei beeindruckt, dass als Herr Porsche Herrn Ford einlud, nach Deutschland zu kommen, um das Porsche-Werk zu besichtigen Fords Antwort nur war: "Das wird leider nicht möglich sein, denn es wird Krieg geben!"

Offenbar war Herrn Ford bereits 1937 klar, dass ein zweiter Weltkrieg nicht zu verhindern war!

Porsche beschreibt, wie ihm diese Reise ein Gefühl von Freiheit vermittelte und welche Möglichkeiten eine freie Wirtschaft in einer Demokratie doch bot und wie anders es zur damaligen Zeit in Deutschland war.
Die Knappen Devisen-Reserven, der Rohstoffmangel usw. Er gibt hier eine Kostprobe späterer Kapitel im Buch denn seine Kindheit und Jugend folgen im zweiten Kapitel.

II. Die Welt War noch in Ordnung

Ferry Porsche hatte eine schöne Kindheit, soweit ich das beurteilen kann. Er beschreibt, wie er als einziger Sohn neben seiner älteren Schwester in Wiener Neustadt aufgewachsen ist. Sein Vater Ferdinand Porsche arbeitete zu der Zeit bei Austro-Daimler, anfangs als technischer Direktor, später rückte er in den Vorstand des Unternehmens, welches von Gottlieb Daimler ins Leben gerufen wurde.

Speziell erwähnt Ferry Porsche die "lockere Stimmung" in Österreich und er empfand das damalige Österreich-Ungarn als eine gewisse Vorstufe zu den Vereinigten Staaten.
Frei gewähltes Parlament durch das Volk, man konnte frei und ohne Visum oder Pass reisen, kurz gesagt, unter der Krone der Habsburger waren viele unterschiedliche Stämme und Völker in einer Form vereint, wie sie wohl nie mehr ganz erreicht werden wird sagt Porsche.
Hier sieht man Ferry Porsche als fünfjährigen 1914 in einen Schottenkostüm.

Ich denke, Porsche war schon ein wenig verwöhnt als Sohn eines doch recht angesehen Mannes und hatte daher auch gewisse Vorrechte. Zum Beispiel war er natürlich mit allen Meistern der Autofirma gut befreundet und hatte jederzeit freien Eintritt zu allen Werkstätten. Ihm wurde sozusagen das Flair für Autos und Motoren "in die Wiege gelegt". Ein anderer interessanter Fall: Er durfte zu zu jeder Zeit mit seinem sogenannten "Ziegenbockwagen" mit 3.5 PS und ohne Strassenzulassung als 11-jähriger durch Wiener Neustadt fahren und die Polizisten drehten sich einfach um sobald sie ihn kommen sahen.

Den Ausbruch des Ersten Weltkrieges und den Verlauf dieser tragischen Epoche habe er nicht bewusst miterlebt, zu der Zeit besuchte er die 4. Klasse und er schildert gewisse Auswirkungen des Krieges, die ihm geblieben sind: Lehrermangel, verstärkte militärische Aktivitäten und Kanonendonner welches er vernahm als sie in Bad Gaststein nahe der italienischen Grenze in den Ferien waren.

Ende des Krieges 1918: Österreich wurde zur Republik und die von den Siegermächten geforderten Reparationen führten zu erheblichen Einschränkungen.
Die Produktion des Austro-Daimler Werks wurde auf die von zivilen Gütern umgestellt, was auch einen wesentlichen Abbau von Personal mit sich brachte.

Auch interessant finde ich, dass Porsches Vater besonders den Rennwagen viel Aufmerksamkeit schenkte und viel in sie investierte, was sich in Siegen und auch in den Verkaufszahlen des ersten nach dem Krieg produzierten Personenwagens niederschlug und die Marke international bekannt machte! Der Rennsport stellte somit eine hervorragende Werbeplattform dar, wie auch heute noch.

Die wirtschaftliche Lage in Österreich war jedoch nach wie vor sehr angespannt und es herrschte Inflation. Somit endete Porsche Seniors Vertrag bei Austro-Daimler und er bekam ein Angebot bei der Daimler-Motoren-Gesellschaft in Stuttgart, was den Umzug nach Deutschland unumgänglich machte.
Der Umzug im Jahre 1923 brachte auch für den damals 13-jährigen Ferry viele Veränderungen mit sich. Viel strengere Grundhaltung war der grösste Unterschied zu Österreich, Ferry durfte seinen "Ziegenbockwagen" nicht mehr auf öffentlichen Strassen fahren. Die Schule war natürlich auch vollkommen anders aufgebaut und Ferry bekam zusätzlich Privatunterricht.

Villa Porsche am Feuerbacher Weg in Stuttgart

Die Inflation beeindruckt mich einmal mehr, als ich die Zahlen las: Juli 1923, 1 USD = 354'000 Mark, im August 4.6 Millionen und im Oktober 25 Milliarden Mark!
Am 15. November wurde dann die neue Rentenmark eingeführt, in einem Verhältnis von 4.2 Billionen Papiermark zu 1 Rentenmark, auf dieser Grundlage erholte sich laut Porsche die deutsche Wirtschaft langsam aber stetig.

Mercedes-Benz SSK

Porsches Vater war nun bei Mercedes-Benz (Daimler-Motoren-Gesellschaft) massgeblich an deren Erfolgsverwöhntheit beteiligt.
1926 jedoch fusionierten Daimler und Benz zur Daimler-Benz AG und Ferrys Vater verlängerte seinen Vertrag nicht und ging für ein Jahr zu Steyr auf Österreich zurück. Ferry selber hatte nach der Mittleren Reife (Deutscher Bildungsabschluss) ein Praktikum bei Firma Bosch begonnen, welches ihm viel Freude bereitete.
Die neue Tätigkeit seines Vater jedoch bedeutete einen erneuten Umzug und das Haus am Feuerbacher Weg wurde für ein Jahr vermietet.
Seine Schwester Louise heiratete übrigens 1928 den Wiener Rechtsanwalt Dr. Anton Piëch, dessen Sohn später gross mit Ferry Porsche ins Geschäft einstieg... doch dazu später mehr.

Die Zeit in Wien bescherte dem damals 20-jährigen Ferry viele Testfahrten bei Steyr und eröffneten ihm viele Ideen. Besonders ein Auto: Der Steyr Typ XXX mit selbsttragender Karosserie und das Leichtmetallgussverfahren für die Grossserie entdeckt.
Dies war im Grunde eine neue Auffassung im Automobilbau.
Steyr Typ XXX

Wie geht es nun weiter mit der Familie Porsche? Der Europäischen Wirtschaft? Wann entsteht der Mythos Porsche selbst?
Ich bin gespannt und hoffe Sie auch.