Samstag, 24. Dezember 2011

V. Hitler fordert Volkswagen

In seiner Rede zur Eröffnung der Automobilaustellung in Berlin 1934 forderte Hitler von der Automobilindustrie den Volkswagen. Einen wirtschaftlichen Kleinwagen, der als vollwertiges Transportmittel zu verstehen war, dass sich jeder für den Preis eines mittleren Motorrads leisten konnte, im Betrieb billig und niedrige Reperaturkosten, waren weitere Forderungen.
Das Konstruktionsbüro Porsche hatte auf Grund der Prototypen für Zündapp und NSU schon Unterlagen erarbeitet, die in die Richtung eines "Volkswagens" giengen.
Nun kam es also zum Gespräch in der Reichskanzlei zwischen Hitler und Senior Porsche.
Hitler war mit den Grundlagen für die Konstruktion einverstanden, forderte aber, dass der Verkaufspreis des Volkswagens nicht über 1000.- Reichsmark betragen soll.
Das RDA (Reichsverband der Automobilindustrie) erteilte also den Porsches den Auftrag. 20'000 Reichsmark Entschädigung pro Monat, 10 Monate lang, dann sollte das Fahrzeug entwickelt sein.
Somit war die Entscheidung gefallen und die junge Firma Porsche startete das Projekt Typ 60.
Die monatliche Entschädigung war laut Ferry für die Entwicklung eines völlig neuen Fahrzeuges sehr niederig angesetzt, somit mussten sie vieles selber machen, also richteten sie sich einfach in der Garage der Villa am Feuerbacher Weg ein.

Konstruktionszeichnung Porsche Typ 60, inkl. Stempel "Geheim".

Das Projekt lief auf Hochtouren, nach prüfen verschiedener Alternativen entschied man sich für einen Vierzylinder-Boxermotor, luftgekühlt, 985 ccm Hubraum der 23.5 PS abgab.
3 Prototypen wurden entwickelt, römisch I, II und III.






Diese besassen schon alle wesentlichen Komponente des späteren Volkswagens.
-Einzelradaufhängung für alle 4 Räder
-Torsionsfederstäbe (Patent Porsche)
-Zentralrohrrahmen
-Motor hinter der Hinterachse
-Getriebe vor der Hinterachse

Während den Entwicklungsarbeiten wurde nun Hitler von "guten Freunden" mitgeteilt, dass "sein" Volkswagen von Tschechen gebaut werde, denn Ferry und sein Vater besassen ja in der Tat noch ihre tschechischen Pässe. Hitler schien das aber nicht gross zu beeindrucken, als Österreicher wird er wohl die speziellen Verhältnisse mit denen Bürger des ehemalig Österreich-Ungarischen Staatenbundes konfrontiert wurden, gekannt haben. Somit wurden die Porsche kurzerhand "eingedeutscht" und erhielten deutsche Pässe.

Nun mussten aber Testfahrten der Prototypen her, diese führte die Abteilung Technik des RDA durch. Gestartet wurde von der Villa Porsche am Feuerbacher Weg. Ich habe die Strecke auf Google Maps nachgestellt.

-Feuerbacher Weg, Stuttgart
-Pforzheim
-Baden-Baden
-Oppenau
-Alexanderschanze
-Freudenstadt
-Horb
-Tübingen
-Feuerbacher Weg, Stuttgart
Ergibt eine Streckenlänge von 324km.

Da Ferry weder den V16 Auto Union fahren durfte (Verbot durch Vater), noch bei den Testfahrten des Volkswagens (Durchführung RDA), suchte sich Ferry eine andere Freizeitbeschäftigung. Er fuhr Gelände- und Langstrecken-Prüfungen auf einem 2-Liter Wanderer, dies sehr erfolgreich nebenbei.
Nun entwickelte sich auch die finanzielle Situation gut, denn die Arbeit im Konstruktionsbüro an der Kronenstrasse hatte Früchte getragen.
Ferry und Dodo konnten am 10. Januar 1935 endlich heiraten. Am 11. Dezember kam Ferrys erstes Kind auf die Welt, Ferdinand Alexander, genannt "Butzi".
"Butzi" wird das Design des Mythos selbst, dem Porsche 911 entwerfen, doch dazu später mehr.

Nund gingen aber die Testfahrten weiter und die Wagen absolvierten nach wie vor ca. 800 Km pro Tag, es kamen gewisse Probleme zum Vorschein, bei denen jedoch beinahe allen Materialschwäche der Grund war und keine Grundlegende Fehlkonstruktion. Bis zum 19.12.1936 erreichten alle drei Wagen den 50'000 Kilometer.
Das Fazit der RDA:
-Der Betriebsmittelverbrauch hält sich in befriedigenden Grenzen.
-Die Fahreigenschaften und Fahrleistungen des Wagens sind gut.
-Das Fahrzeug hat demnach Eigenschaften gezeigt, die eine Weiterentwicklung empfehlenswert erscheinen lassen.

Die Porsches waren mit der Beurteilung und der Leistung des Wagens ebenfalls zufrieden.

Währenddessen war aber der Einsatz des Auto Union Grand-Prix-Wagens auch weitergegangen. Und Trainingsfahrten auf dem Nürburgring standen auf dem Programm.
Ferry und Ferdinand beobachteten nun den V16 von einer Stelle aus wo man eine schwierige ansteigende Rechtskurve beobachten konnte.
Ferry fiel auf, dass in der Kurve der Reifen des Kurveninneren, angetrieben Rades gewaltig rauchte. "Warum haben die eigentlich kein Sperrdifeferential?"
Um den Gedanken verstehen zu können muss man die Funktionsweise eines normalen Differentials in einem Auto verstehen. Es sorgt dafür, dass die Räder in Kurven unterschiedlich schnell drehen können. Denn das Kurvenäussere Rad legt einen weiteren Weg zurück als das Kurveninnere.
Ein exzellentes Video (von GM 1930!) zur Funktionsweise eines Differentials auf Youtube.

http://www.youtube.com/watch?v=K4JhruinbWc

Das Ziel eines Sperrdifferentials ist es nun, den Effekt der absolut frei drehenden Räder wieder ein wenig einzuschränken. Denn bei genügend Leistung vermag das Kurveninnere Rad in Kurven durchzudrehen, da diesem Rad mehr Leistung zukommt. Das Sperrdiff. verhindert dies und gibt dem Kurveninneren Rad nur bis zu einem gewissen Prozentsatz Leistung ab, der Rest wird dem Kurvenäusseren Rad geleistet. Dies ermöglicht höhere Kurvengeschwindigkeiten und eine stabilere Kurvenfahrt.

Die Idee Ferrys wurde umgesetzt, dem V16 ein Sperrdifferential eingebaut und 1936 wurde das erfolgreichste Jahr für die Auto Union. Der junge Bernd Rosemeyer wurde mit dem V16 Europameister.
Rosemeyer war ein grosses Talent gewesen laut Ferry und er verstand sich vorzüglich mit den Porsches. 1935 stertete er erstmals mit dem V16.
Die Sensation war perfekt als der damals erst 27-jährige Rosemeyer als führender in die letzte Runde des Internationalen Eifelrennens am Nürburgring fuhr. Erst in den letzten Kurven konnte ihn sein grösster Konkurren, dem erfahrenen Rudolf Caracciola auf Mercedes, abfangen und auf den zweiten Platz verweisen.
Einmal sagte ein Rennfahrer der damlaligen Zeit:"Warum muss er denn immer noch einen Zahn zulegen?Wir sind doch schon schnell genug!"
Möglicherweise war es jedoch auch gerade Rosemeyers Risikobereitschaft, die ihm 1938 das Leben kostete, aber davon später.
Bei Daimler hat man sich übrigens während der ganzen Saison des Jahres 1936 den Kopf zerbrochen, was den Auto Union Wagen so schnell in den Kurven machte und warum er jedem Mercedes aus der Kurve davonfuhr. Das Sperrdifferential.

Zurück zum Volkswagen. Ferdinand Porsche führte Hitler die drei Versuchwagen vor, dieser war begeistert, gab den Auftrag weitere 30 zu produzieren. Diese 30 Wagen wurden dann von willkürlich ausgesuchten SS-Leuten gefahren und getestet.

Herbst 1936, eneute Vorladung zu Hitler. Der RDA erklärte sich bereit den Volkswagen für 1000.- Reichsmark zu produzieren, wenn der Staat pro Fahrzeug 200.- Mark zuschoss.
Hitler schlug nun vor, die dafür erforderlichen Mittel zu nehmen und eine Fabrik zu bauen in der der Volkswagen gefertigt werden könne. Kalkulation 1 Million Fahrzeuge mit einer Subvention von 200.- ergab ein Investitionsvolumen von 200 Millionen Reichsmark. Hitler meinte, 200.- Mark pro Fahrzeug zu Subventinieren sei verlorenes Geld bei der Fabrik habe man wenigsten noch eine Fabrik.
Somit wurde die GEZUVOR (Gesellschaft zur Vorbereitung des Volkswagens) gegründet. Mit Ferdinand Porsche verantwortlich für Technik und Planung. Die Deutsche Arbeitsfront als ihr Träger stattete sie mit einem Grundkapital von 50 Mio. Reichsmark aus.

Nun musste man das Gelände finden, unweit der Wolfsburg fand man dies auch. Zwar befand sich das Gelände inklusive der aus dem 14.Jh. stammenden Wolfsburg vollständig im Besitz des Grafen von Schulenburg und seit 500 Jahren in Familienbesitz, doch dies störte den Staat, bzw. die nationalsozialistische Organisation, nicht gross und der Graf wurde enteignet.
Die neue Fabrik sollte nahe dem Ort Fallersleben, unmittelbar am Mittellandkanal und an der Bahnstrecke Hannover-Berlin entstehen.

1937 stand nun auch die Reise in die USA an, welche am Anfang des Buches mit dem Besuch Fords erwähnt ist.
Nun machten die Porsches aber die Reise nicht nur um Henry Ford kennen zu lernen. Auch bei den Automobilrennen klärte man ab ob eine Teilnahme des V16 möglich war. Und man machte sich auf die Suche nach ehemaligen Deutschen die in den USA bei Automobilfirmen arbeiteten um diese für das Volkswagenwerk zu gewinnen. (Brain Drain!)
Ein Österreicher aus Graz gab Porsche zu denken, erlehnte das Angebot mit folgender Begründungab: "Wissen Sie, es ist der Unterschied in der Mentalität, der mich davon abhält, dieses Angebot zu akzeptieren. Wenn ich zum Beispiel in Europa acht Verbesserungsvorschläge mache und zwei davon werden abgelehnt, dann fliege ich. In Amerika dagegen erhalte ich unter den gleichen Umständen eine Belobigung und erhalte eine Prämie."
Hier sieht man wohl wie gross der Unterschied war.

Zurück in Deutschland, das Rennauto erreichte erneut neue Rekordwerte die von Bernd Rosemeyer gefahren wurden.

(Erstmalige Überschreitung der 400Km/h Marke!)Und zwar mit dem Vollstromlinier.




1937 kam es dann tatsächlich zum Start im Vanderbuilt-Cup auf Long Island, USA. Von Anfang an ein erbitterter Kampf zwischen Rosemeyer und Caracciola, beendet durch einen Kompressorschaden an Mercedes von "Karratsch". Rosemeyer siegte vor Seaman auf Mercedes und ich denke der Werbeeffekt für deutsche Autos in den USA war unbeschreiblich.
Am 1. Januar standen die Porsches nicht mehr bei der Auto Union AG sondern bei Daimler-Benz unter Vertrag. Auftrag: Entwicklung eines neuen Doppelkompressor 3-Liter V12. Die neue Rennformel von 1938 forderte diese Massnahmen.

Ferry wurde jedoch den Eindruck nicht los, dass es beim Vertrag mit Mercedes in erster Linie darum ging, die Zusammenarbeit mit der Auto Union zu beenden, denn an die wirklich grossen Aufträge kamen sie nicht heran.

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